Obernkirchen litt schon immer an seiner topographischen Lage. Zwar profitierte die Stadt von den reichen Sandstein- und Steinkohlevorkommen, allerdings nur solange, wie eine gute Verkehrsanbindung nicht relevant war. Im 19. Jahrhundert änderte sich dies. Die in Obernkirchen geförderten bzw. abgebauten Massengüter wie Steinkohle, Sandstein und Glas brauchten gute Wege, damit die schweren Pferdefuhrwerke nicht nur die vorhandenen Wege schonten, sondern auch einigermaßen zügig vorankommen konnten. Mit dem Bau der Eisenbahn verschärften sich diese Abhängigkeiten noch. Obernkirchen stand über mehrere Jahrzehnte schlecht da. Der über ein viertel Jahrhundert verzögerte Bau der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn war in der Zeit des Kaiserreichs ein wichtiges Thema für die Stadt.
Dabei wird allerdings vergessen, dass Anfang des Jahrhunderts eine Entscheidung getroffen wurde, die den im regionalen Zusammenhang durchaus beeindruckenden industriellen Aufschwung der Stadt unterstützt haben dürfte.
Die Massengüter aus Obernkirchen wurden über die Weser versandt, entweder von Kohlenstädt aus oder über Petershagen. Der Weg den Berg hinunter zur Weser bei Rinteln war relativ kurz und ging nur eine kurze Strecke über schaumburg-lippisches Gebiet (später wurde sogar eine komplette Umgehungsstraße gebaut).
Über Jahrhunderte waren Straßen nach dem gleichen Muster gebaut worden, d.h. es gab kein wirkliches Muster. Die Wege waren holprig und ausgefahren, Regen- oder Grundwasser wurden nicht ordentlich abgeführt, weshalb die Straßen bei feuchtem Wetter bald völlig verschlammt waren. Doch Ende des 18. Jahrhunderts kam eine neue Form des Straßenbaus auf, die Chausseen. Der Brockhaus von 1830 beschreibt Chausseen so:
„Alle durch Kunst gemachte, in der Mitte etwas erhobene, auf beiden Seiten mit gehöriger Abdachung und Böschung nebst Gräben versehene, gepflasterte oder ungepflasterte, 28 - 36 Fuß breite Straßen, sie mögen blos aus Erde u. Steinen erbaut sein …“
Eine solche Chaussee wurde ab 1806 auch in Obernkirchen, beginnend mit dem Kuhtor, angelegt, sie verlief dort, wo heute die Rintelner Straße verläuft. Von den umgebenden Straßen unterschied sie sich schon durch ihren völlig gerade Verlauf. Zum ersten Mal seit der Römerzeit entstanden in Europa Straßen, die wie mit dem Lineal gezogen waren.
Auf http://lagis.online.uni-marburg.de/img/hkw/s3/2_124.jpg gibt es eine Karte Obernkirchens aus dem Jahr 1840, auf der wir gut diesen schnurgeraden Verlauf sehen können. Auch die anderen Elemente der Chaussee wirken so, als seien sie von den Römern abgeschaut worden: die sorgfältige Pflasterung, in der Mitte leicht erhöht, damit das Wasser abfließen konnte (so wurden noch bis in die 1960er Jahre Straßen gebaut!), mit einer Böschung und einem Graben versehen, häufig mit Pappeln bepflanzt, weil sie viel Wasser verbrauchen und damit den Untergrund trocken hielten.
Die Arbeiten waren nicht einfach. Zum einen verbrauchte die neue Chaussee mehr Land als die alte Straße, weshalb Entschädigungen für Grundstücke gezahlt werden mussten. Dann gab es Unglücksfälle, wobei in einem Fall eine Frau zu Tode kam. Und schließlich führten die Bauarbeiten und die Aufsicht durch Wagewärter immer wieder für Konflikte mit den Fahrer der schweren Frachtwagen, die teilweise mit bis zu 10 Pferden bespannt waren. Aus einer Aufstellung können wir übrigens entnehmen, dass 1808 täglich ca. vier schwere Frachtwagen die Chaussee von Obernkirchen zur Weser befuhren, aus heutiger Sicht vielleicht wenig, für damalige Verhältnisse vermutlich eine erhebliche Zahl.
Für die Obernkirchener Betriebe dürfte der Bau der Chaussee eine erhebliche Verbesserung dargestellt haben und vermutlich eine wichtige Voraussetzung für den schnellen Ausbau von Bergbau, Steinhauerei und ab 1827 auch die Glasindustrie gewesen sein. Zudem schuf sie selbst Arbeitsplätze, denn es gab einen Chausseegelderheber (der Staat verdiente also direkt an der Straße mit!), Wegewärter und auch einfache Arbeiter.
Dass der nächste wichtige Fortschritt im Verkehr der Stadt nahezu 100 Jahre brauchen würde, war 1808 nicht abzusehen.
Dabei wird allerdings vergessen, dass Anfang des Jahrhunderts eine Entscheidung getroffen wurde, die den im regionalen Zusammenhang durchaus beeindruckenden industriellen Aufschwung der Stadt unterstützt haben dürfte.
Die Massengüter aus Obernkirchen wurden über die Weser versandt, entweder von Kohlenstädt aus oder über Petershagen. Der Weg den Berg hinunter zur Weser bei Rinteln war relativ kurz und ging nur eine kurze Strecke über schaumburg-lippisches Gebiet (später wurde sogar eine komplette Umgehungsstraße gebaut).
Über Jahrhunderte waren Straßen nach dem gleichen Muster gebaut worden, d.h. es gab kein wirkliches Muster. Die Wege waren holprig und ausgefahren, Regen- oder Grundwasser wurden nicht ordentlich abgeführt, weshalb die Straßen bei feuchtem Wetter bald völlig verschlammt waren. Doch Ende des 18. Jahrhunderts kam eine neue Form des Straßenbaus auf, die Chausseen. Der Brockhaus von 1830 beschreibt Chausseen so:
„Alle durch Kunst gemachte, in der Mitte etwas erhobene, auf beiden Seiten mit gehöriger Abdachung und Böschung nebst Gräben versehene, gepflasterte oder ungepflasterte, 28 - 36 Fuß breite Straßen, sie mögen blos aus Erde u. Steinen erbaut sein …“
Eine solche Chaussee wurde ab 1806 auch in Obernkirchen, beginnend mit dem Kuhtor, angelegt, sie verlief dort, wo heute die Rintelner Straße verläuft. Von den umgebenden Straßen unterschied sie sich schon durch ihren völlig gerade Verlauf. Zum ersten Mal seit der Römerzeit entstanden in Europa Straßen, die wie mit dem Lineal gezogen waren.
Auf http://lagis.online.uni-marburg.de/img/hkw/s3/2_124.jpg gibt es eine Karte Obernkirchens aus dem Jahr 1840, auf der wir gut diesen schnurgeraden Verlauf sehen können. Auch die anderen Elemente der Chaussee wirken so, als seien sie von den Römern abgeschaut worden: die sorgfältige Pflasterung, in der Mitte leicht erhöht, damit das Wasser abfließen konnte (so wurden noch bis in die 1960er Jahre Straßen gebaut!), mit einer Böschung und einem Graben versehen, häufig mit Pappeln bepflanzt, weil sie viel Wasser verbrauchen und damit den Untergrund trocken hielten.
Die Arbeiten waren nicht einfach. Zum einen verbrauchte die neue Chaussee mehr Land als die alte Straße, weshalb Entschädigungen für Grundstücke gezahlt werden mussten. Dann gab es Unglücksfälle, wobei in einem Fall eine Frau zu Tode kam. Und schließlich führten die Bauarbeiten und die Aufsicht durch Wagewärter immer wieder für Konflikte mit den Fahrer der schweren Frachtwagen, die teilweise mit bis zu 10 Pferden bespannt waren. Aus einer Aufstellung können wir übrigens entnehmen, dass 1808 täglich ca. vier schwere Frachtwagen die Chaussee von Obernkirchen zur Weser befuhren, aus heutiger Sicht vielleicht wenig, für damalige Verhältnisse vermutlich eine erhebliche Zahl.
Für die Obernkirchener Betriebe dürfte der Bau der Chaussee eine erhebliche Verbesserung dargestellt haben und vermutlich eine wichtige Voraussetzung für den schnellen Ausbau von Bergbau, Steinhauerei und ab 1827 auch die Glasindustrie gewesen sein. Zudem schuf sie selbst Arbeitsplätze, denn es gab einen Chausseegelderheber (der Staat verdiente also direkt an der Straße mit!), Wegewärter und auch einfache Arbeiter.
Dass der nächste wichtige Fortschritt im Verkehr der Stadt nahezu 100 Jahre brauchen würde, war 1808 nicht abzusehen.